Milan Shahrokh kommt aus dem Iran und lebt seit zweieinhalb Jahren in Deutschland. Ganze zwei Jahre davon verbrachte er in einem Flüchtlingsheim. Eine Zeit, in der er psychische Probleme hatte. Durch die Muttersprachliche Trauma-Ersthilfe-Ausbildung für Geflüchtete konnte er zuerst sich selbst und danach auch anderen Geflüchteten helfen.
Die Projektleiterin der Ausbildung und Fachärztin für Psychosomatische Medizin, Dr.in med. Ulrike Wichtmann, will mit der Ausbildung auffangen, was in Deutschland allzu oft versäumt wird: „Die Erstbetreuung Geflüchteter ist gleich null. Die Ehrenamtlichen bemühen sich nach besten Kräften, aber bei traumatisierten Menschen bedarf es fundierten Wissens, um Retraumatisierungen zu verhindern“, so Wichtmann. Bevor eine eigentliche Traumatherapie begonnen werden kann, sind sichere Umstände notwendig. Doch gerade Sicherheit ist etwas, das vielen Geflüchteten in Deutschland lange fehlt. In dieser Zeit ist durch eine erste Stabilisierung viel zu erreichen.
Genau hier setzt das Projekt an: Geflüchtete sollen ihre Landsleute nach traumatisierenden Ereignissen im Herkunftsland oder auch auf der Flucht unterstützen, ihr gelerntes Wissen über Traumata weitervermitteln und mit Hilfe von neurophysiologisch wirksamen Körperübungen die Traumatisierten wieder ins Hier und Jetzt holen. Doch nicht nur fehlende psychoedukative Erst-Angebote, sondern auch die Rahmenbedingungen in den Aufnahmeländern haben einen Einfluss auf die Verarbeitung von traumatischen Erfahrungen. Das lange Warten auf eine Asylentscheidung, der oftmals mangelnde Zugang zum Arbeitsmarkt oder zu Bildungsangeboten, das Fehlen von Kontakten und Freund*innen, die Unsicherheit über die Situation nahestehender Menschen, die vielleicht noch im Herkunftsland sind und nicht nach Deutschland kommen können – laut Wichtmann werden Geflüchtete in einem Zustand von Hoffnungslosigkeit alleine gelassen.