Good-Practice-Beispiel: Kattunfabrik

Die gelernte Schneiderin Shaima Sahak arbeitete bereits in Pakistan in der Textilbranche. Seit einem Jahr ist sie Teil der Kattunfabrik, absolvierte dort eines der Tutorien und arbeitet zusätzlich in einer Wiener Matratzenfabrik.

Während bei der Arbeitsmarktintegration der Fokus allzu oft auf Defizite der Geflüchteten liegt, will die Kattunfabrik an den bestehenden Kenntnissen der Neuzuwander*innen anknüpfen und sie beim Eintritt in den österreichischen Arbeitsmarkt begleiten.

Denn es ist keine Seltenheit, dass Menschen, die nach Europa flüchten, bereits Erfahrung in der Textilindustrie haben. Rund 30 Prozent der Syrer*innen, die nach Europa flüchteten, arbeiteten in ihrer Heimat in der Textilbranche. 15 Prozent von ihnen auf Meister*innen-Niveau. Bei den Geflüchteten aus Afghanistan arbeiteten rund 18 Prozent in der Textilindustrie, von ihnen sieben Prozent auf Meister*innen-Niveau.

Auf diese vorhandenen Fähigkeiten baut die Kattunfabrik auf und zwar mit einem breiten Angebot: Es gibt offene Beratungen für alle Geflüchteten, die bereits im Textilbereich gearbeitet haben. Zudem bietet die Kattunfabrik ein Tutorium als eine Art Orientierungswerkstatt an. Diese sind für alle Menschen – unabhängig von deren Aufenthaltsstatus – offen. Hier wird die Fachsprache ebenso vermittelt wie unterschiedliche Fertigkeitstechniken. In der  Masterclass, die nur Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten offensteht, wird das Ziel verfolgt, die Menschen in den Arbeitsmarkt zu vermitteln. Eine Möglichkeit dafür ist die Änderungs- und Reparaturschneiderei der Kattunfabrik, die „Voga84“, die von Lernenden und Lehrenden als Möglichkeit gegründet wurde, um für die Lernenden einen Weg aus den Transferleistungen zu finden.